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Aktuelles über den Landtagskandidaten Reiner Friedsam

Aktuelles

Das Spenden-Drehkreuz von Sinzig

SpAHRmarkt öffnet nach der Flut die Pforten

Sinzig. Die Sammelstelle „SpAHRmarkt“ in der Innenstadt versorgt Flutopfer mit notwendigen Utensilien des täglichen Bedarfs. Sinzigs Bürgermeister Andreas Geron hält den Markt für eine „geniale Idee“. Akuter Platzmangel entpuppt sich jedoch als Problem.

Ob Kinderwagen, Fahrräder, warme Kleidung oder ein neuer Kühlschrank – der Lichtblick „SpAHRmarkt“ von Ideengeber Reiner Friedsam hat alles im Repertoire. Und unentwegt erreichen die Betreiber neue Spenden. Deshalb haben die Initiatoren seit 20. September die alte Druckerei in der Innenstadt bezogen, um Flutopfer von einem zentralen Punkt aus mit den nötigsten Haushaltsutensilien zu versorgen. „Denn die Leute, die zu uns kommen, haben mitunter nichts mehr, kein Fahrrad oder gar ein Auto. Manche haben nur noch das, was sie am Leib tragen. Dagegen wollen wir etwas tun.“ Und das Spenden-Konzept des Sinziger Warenhauses geht auf, das Angebot findet reißenden Absatz.

Offenes Warenhaus für alle

„Es ist noch nicht lange her, da haben wir noch Berge aus Flut-Spenden in Garagen, Pavillons oder kurz danach aus einem gestellten Großzelt sortiert und herausgegeben“, sagt Tina Bensch, Koordinatorin des improvisierten Haushaltsbasars in der Mühlenbachstraße 40. „Zum Glück haben wir nun diese Räume gefunden, um die vom Hochwasser betroffenen Menschen mit Weißware, Fahrrädern oder Kindersachen zu versorgen.“

Daran hat auch Unternehmer und Stadtratsmitglied Friedsam gehörigen Anteil, der die Idee gemeinsam mit Ulrike Michelt, Sozialarbeiterin im Haus der offenen Tür Sinzig, verfeinerte und ins Rollen brachte. Das Konzept des Marktes setzt auf „offene Türen für alle“, wie der 58-Jährige erläutert. „Wir verstehen uns als ehrenamtliches Warenhaus für alle. Während von der Flut Betroffene unsere Waren gespendet bekommen, hinterlegen Nicht-Betroffene für die Artikel eine Spende, die wiederum der Fluthilfe zugutekommt.“ Der Vorteil dieses Systems: „Wir möchten nicht, dass sich Menschen, die dringend auf Einrichtungsgegenstände oder Kleidung angewiesen sind, als Bittsteller vorkommen. Das sind sie bei uns nicht, sondern willkommene Kunden.“

Kaum Ladenhüter im Bestand

Dass das raumfüllende Angebot Anklang findet, bestätigt auch Wafaa Issat, die als eine von zwölf ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen täglich Kisten aus dem Lager räumt, auspackt und die Waren in wenigen Regalen und auf aufgestellten Bierzeltgarnituren drapiert, so gut es eben geht. „Die Menschen brauchen Hilfe und sind immer wieder dankbar für alles, was sie hier erstehen können“, sagt die 37-Jährige, während ihre dreijährige Tochter Zena einenPuppenwagen aus dem Sortiment durch die engen Gänge des Ladens schiebt. „Neulich war auch eine junge Mutter hier, die eine komplette Erstausstattung benötigte, weil sie während des Hochwassers alles verloren hat“, ergänzt Bensch. „Wir haben an Baby- und Kindermode eigentlich alles hier, vom Kinderwagen über Kleidung und Spielzeug bis hin zu Babynahrung.“

Richtige Ladenhüter sind den Markt-Mitarbeitern bisher nicht untergekommen. „Wenn wir neue Sachen bekommen, sind sie relativ schnell wieder vergriffen. Das ist besonders bei Elektrogeräten wie Spül- oder Waschmaschinen der Fall“, sagt die 40-Jährige. Aber auch Winterkleidung liege vor der kalten Jahreszeit im Trend. „Davon wird derzeit aber auch reichlich gespendet.“ Anders sieht es allerdings mit neuer Unterwäsche aus. „Firmen wie Trigema haben eine Menge davon gespendet, allerdings ist hier davon nichts angekommen. Von daher haben wir dringenden Bedarf an Unterwäsche für sie und ihn, in allen Facetten“, sagt Bensch.

Regale sind Mangelware

Auch die Ausstattung des Marktes, der noch mindestens für sechs Monate vor Ort bleiben soll, ist sprichwörtlich ausbaufähig. Denn der Geschäftsraum platzt schon kurz nach der Eröffnung aus allen Nähten. Der Grund: „Wir haben kaum Regale, um die Artikel vernünftig einzulagern. Wir brauchen im Lager- und Verkaufsraum dringend zweckmäßige Abstellmöglichkeiten“, sagt Bensch. „Zudem fehlt auch ein Lift oder eine Hebebühne, um die Regale mit schweren Gegenständen bestücken zu können. Denn hier arbeiten fast ausnahmslos nur Frauen.“

Der Platzmangel werde allerorts zunehmend zum Problem. „Erst kürzlich haben wir spontan zwei mit Spenden beladene Sattelzüge in Empfang genommen, die überall in der Gegend abgewiesen worden sind. Dabei war der Zustand der Spenden in Ordnung, einzig fehlte den adressierten Organisationen der Lagerraum“, sagt Bensch.

Weil der Sinziger Markt noch geringe Kapazitäten vorhält, steht dort nun auch die gespendete Einrichtung für einen kompletten Frisörsalon, der den Weg aus dem schleswig-holsteinischen Eutin bis nach Sinzig gefunden hat. „Aber kein Problem“, sagt Bensch. „Eine Frisörin aus Heimersheim hat sich das Inventar bereits gesichert. Das wird also bald abgeholt.“

Um dem Platzmangel durch überbordende Möbelspenden entgegenzuwirken, wird derzeit an einem Ausweichkonzept getüftelt. Bensch: „Wir wollen zwei PC-Servicepunkte einrichten, um den Helferstab direkt mit den Kunden in Kontakt zu bringen. So könnte die Vermittlung von Möbeln auch ohne Lagerraum in unserem Haus organisiert werden.“

Bürgermeister würdigt Markt als „geniale Idee“

Auch Sinzigs Bürgermeister Andreas Geron hat den „SpAHRmarkt“ besucht, sich mit den Ehrenamtlichen vor Ort ausgetauscht und deren Arbeit gewürdigt. „Der Markt unter anderem wichtig, weil Räumlichkeiten wie Dorfgemeinschaftshäuser oder der Helenensaal, die wir bislang dafür genutzt haben, nicht mehr zur Verfügung stehen. Damit in die alte Druckerei zu gehen ist eine geniale Idee.“ Auch die Nachfrage sei nach wie vor hoch: „Die Menschen brauchen Unterstützung. Und die, die spenden wollen, brauchen eine Anlaufstelle.“ Entsprechend wolle er auch in der Verwaltung die Werbetrommel für das Projekt rühren. „Wir werden die ehrenamtliche Initiative als Stadt unterstützen. Auch die Weitervermittlung von Spendenangeboten ist vorgesehen.“ Zudem gebe es im Ahrtal wenige Räumlichkeiten wie in Sinzig. „Deshalb soll das Angebot auch für Menschen aus der Region eine Anlaufstelle sein, um sich mit dem Nötigsten zu versorgen, bevor finanzielle Hilfen fließen.“

 

Foto: Nach der Flut organisieren Reiner Friedsam (li.) und seine Crew aus ehrenamtlichen Helferinnen die Spendenvergabe im „SpAHRmarkt“ in Sinzig. Martin Gausmann
Quelle: General-Anzeiger Bonn, Ausgabe 02.10.2021